Partnerinterviews
Lesen Sie hier, warum unsere Partner auf dem BDEW Kongress 2022 vertreten waren.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Ich finde es beeindruckend, mit welcher Schnelligkeit und Konsequenz das BMWK unter der neuen Führung seine politischen Ziele ankündigt und umsetzt. Auch beeindruckend, weil seit dem 24. Februar eine Vielzahl von Themen dazugekommen ist, die alle prioritär sind.
Das EEG 2023 schafft viele begrüßenswerte Möglichkeiten, um die Erneuerbaren schneller auszubauen. Da Projektentwicklung und Betrieb von Erneuerbaren-Anlagen für uns ein Wachstumsfeld sind, helfen vereinfachte Ausbaumöglichkeiten auch uns als Unternehmen.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Das energiepolitische Zieldreieck muss neu ausgependelt werden. Die Energiewende basiert auf Investitionen, die die Transformation des Energiesystems erst ermöglichen. Unternehmen wollen Planbarkeit und Verlässlichkeit hinsichtlich der Investitionsbedingungen. Daher braucht es schnellstmöglich wieder ein Umfeld, in dem die Unternehmen bereit sind zu investieren. Und bereits jetzt sollten wir über die Weiterentwicklung des Energiemarktdesigns reden. Je konkreter sich das künftige Marktdesign abzeichnet, desto besser für die notwendigen Investitionen.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Die Transformation des Energiesystems führt zu neuen Notwendigkeiten, Aufgaben und Geschäftsmodellen. Nachhaltig wird diese Transformation nur sein, wenn die Unternehmen Vertrauen haben können, dass die politischen Leitplanken auch die aktuelle Legislaturperiode überdauern. Ganz entscheidend dafür ist, dass wir rasch das Energiemarktdesign weiterentwickeln. Auch ist wichtig, dass sich der Staat nach den aktuell notwendigen Interventionen alsbald auch wieder zurückzieht, um den Marktakteuren es zu überlassen, effiziente Lösungen zu entwickeln.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Die Politik hat im Osterpaket wirksame Vorschläge zum schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien vorgelegt, die sich bislang aber hauptsächlich auf die Anlagen beziehen. Diese müssen jedoch auch für den Netzausbau gelten, ohne die Rechte der Bürgerinnen und Bürger einzuschränken. Wir können den Netzausbau nur beschleunigen, wenn wir die entsprechenden Instrumente an die Hand bekommen. Die Vorschläge dafür liegen auf dem Tisch.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Beim Umbau des Energiesystems sind sicherheitspolitische Aspekte relevanter denn je, das zeigt der Krieg in der Ukraine. Wir müssen Klimaneutralität, Bezahlbarkeit und Sicherheit der Energieversorgung gleichzeitig im Blick behalten. Einzelne Sektoren wie Strom, Gas und Wasserstoff dürfen nicht länger isoliert, sondern müssen integriert geplant und koordiniert werden. Mit unserem Projekt Systemvision 2050 haben wir bei Amprion die Basis für den Systementwicklungsplan vorgelegt. Darüber hinaus brauchen wir ein neues Strommarktdesign. Der von uns vorgeschlagene Systemmarkt würdeKostentreiber wie Redispatch dämpfen und Systemstabilität gewährleisten.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Zukünftig stehen die Großkraftwerke für Industrieregionen wie Nordrhein-Westfalen in der Nordsee. Damit der grüne Strom bei den Unternehmen ankommt, müssen die dafür notwendigen Leitungen schneller genehmigt und gebaut werden. Amprion plant ab 2030 Windstrom für bis zu acht Millionen Menschen nach Nordrhein-Westfalen zu transportieren und damit die Leistung von 8 konventionellen Großkraftwerken zu ersetzen. Nur so können wir die industrielle Basis in Deutschland erhalten und die Dekarbonisierung vorantreiben.
Die neue Regierung hat Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zur Digitalisierung und zum Glasfaserausbau?
Statt für Beschleunigung zu sorgen, wird sich der Ausbau entschleunigen. Die geplanten Potenzialanalysen werden dazu führen, dass völlig am Bedarf vorbei ausgebaut wird. Denn es handelt sich um eine theoretisch ermittelte Potenzialanalyse, die nicht den Bedarf der Bürger erfasst, sondern eher das Potential für Telekommunikationsunternehmen. Das geplante Gigabit-Grundbuch ist zwar gut gemeint, steht aber erst in einigen Jahren zur Verfügung. Gründe sind der damit verbundene immense Aufwand und vor allem die nicht durchgängige Digitalisierung in Deutschland.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Der Glasfaserausbau muss bedarfsorientiert erfolgen. Die entsprechende Ermittlung des Bedarfs kann sehr früh im Verfahren über Bürgerportale, die Markterkundung und die Vorvermarktung erfolgen. Auf dieser Basis kann dann der eigenwirtschaftliche Ausbau sofort starten, ohne dass man sich Fördermittel verbaut. Zudem kann sich das Förderverfahren ganz gezielt auf die Adresspunkte begrenzen, bei denen Bedarf besteht, die aber nicht wirtschaftlich erschlossen werden können. Das würde auch ganz erheblich Fördermittel und damit Steuergelder einsparen helfen. Ein entsprechendes Konzept liegt vor und könnte schnell eingeführt werden.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen durch die Aufstellung als Digitalversorger?
Ein Breitbandanschluss wird künftig zur Daseinsfürsorge gehören wie heute ein Stromanschluss. Deswegen sind Stadtwerke dafür prädestiniert, auch diese Netze zu betreiben. Die Herausforderung ist es, den Glasfaserausbau strategisch richtig aufzusetzen und sich entsprechend zu positionieren. Gelingt das, kann sich das Breitbandgeschäft zu einem wichtigen Umsatzbringer der Zukunft entwickeln. Auf dem Weg dorthin benötigen Stadtwerke sicher Unterstützung von externen Fachleuten, die sie auf dem Weg bis zur tatsächlichen Umsetzung begleiten und auch beim Aufbau des eigenen Know-hows unterstützen.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Zunächst einmal ist eine Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien sowohl aus technischer, aber auch politischer Sicht zu begrüßen. Deutschland ist von aus dem Ausland bezogener Primärenergie abhängig. Dies ist, wie die aktuelle Situation zeigt, risikobehaftet. Daneben wird durch den Ersatz natürlich auch die Erderwärmung begrenzt.
Für PSI ergibt sich durch stärkere Durchdringung erneuerbarer Energien im Netz eine wahrscheinlich erhöhte Nachfrage nach erweiterten Systemen, Dienstleistungen und begleitenden Unterstützungsmaßnahmen.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Als wesentlicher Punkt muss eine umfassende Energiepolitik, die auf allen Feldern übergreifend arbeitet, erstellt und mit den EU- Partnern abgestimmt werden. Gemeinsame Standards und Vorgaben müssen erarbeitet werden, damit ein volkswirtschaftliches Optimum erreicht werden kann, das anschließend durch die verschiedenen Marktteilnehmer gewinnbringend in betriebswirtschaftliche Vorgaben umgesetzt wird.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Die Herausforderung für die Energie-Unternehmen ist das Management der Umstellung von kontinuierlich verfügbaren hin zu den volatilen Erneuerbaren Energien unter Berücksichtigung der technischen und juristischen Anforderungen. Die Chancen ergeben sich aus der Verfügbarkeit der Primärenergien, der Reduktion der Abhängigkeit von Drittländern und natürlich der Begrenzung der Klimaänderung. Dies fordert eine Anpassung des strategischen und operativen Managements, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Kurzfristig wird dies nur durch steuernde Eingriffe bis auf die Endkundenebene, mittel- und langfristig über den Ausbau der Infrastruktur möglich sein.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Nützen uns die aktuellen politischen Maßnahmen bei der Erreichung der Klima- und ihrer Unternehmensziele?
In seiner Eröffnungsbilanz hat das BMWK deutlich die Gefahr einer Zielverfehlung bei den geplanten CO2-Einsparungen benannt. Daher muss jetzt das Transformationstempo erhöht werden. Mit Blick auf den ordnungspolitischen Rahmen sehen wir schon deutlich mehr Aktivität seitens der Politik. Es ist aber noch zu früh für eine echte Bewertung. Hochwillkommen ist aber der klare Fokus und die Bereitschaft zum Dialog mit den energiewirtschaftlichen Akteuren. Wir stehen bereit für eine offene und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die Zeit für Zieldebatten ist vorbei, längst arbeiten alle am Ziel der Klimaneutralität. Ab jetzt müssen wir – ganz pragmatisch – die Themen treiben, die schon in 2022 und 2023 umgesetzt werden können. Ohne Vertrauen und viel redliches Engagement Aller wird es allerdings nicht gehen.
In welchen Bereichen sehen Sie den größten Bedarf, jetzt Dinge „ZU ERMÖGLICHEN“?
Ein Großteil der CO2-Emissionen wird in Städten verursacht und dort vor allem durch die Beheizung und Warmwasserbereitstellung von Gebäuden. In Berlin trägt der Wärmesektor sogar zu ca. 50 Prozent zum Ausstoß von Treibhausgasen bei – ein gigantischer Hebel für Einsparungen. Die Aufgabe ist aber nicht einfach. Da ‚unser‘ Deutschland bereits weitgehend gebaut ist, können wir nicht nach Schema F verfahren. Wir benötigen eine kommunale und gebietsspezifische Energie- und Wärmeplanung, die Gebäude und Infrastrukturen, ebenso aber Verkehr sowie die sozialen und gewerbliche Strukturen berücksichtigt. Diese zu etablieren, ist insbesondere für urbane Räume wie Berlin eine besondere Herausforderung. Einfach anfangen, muss daher das Motto heißen. Für die großen Infrastrukturnetze wird schnell eine integrierte Planung benötigt, um Investitionen smart steuern zu können. Für Quartiere, Wohn- sowie Gewerbeimmobilien sollen ambitionierte Projekte wie ‚Das Neue Gartenfeld‘ als Beispiel dienen. Und vor allem brauchen wir kluge Hände. Mit einer Ausbildungsoffensive müssen wir junge Menschen für die Umsetzung der Energiewende gewinnen.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Die Herausforderungen sind riesig. Fast alle Bereiche der Energieversorgung befinden sich in einem fundamentalen Wandel. Ein Beispiel: Wir müssen schon heute unsere Investitionsmittel konsequent dort einsetzen, wo sie langfristig zu nachhaltigen Lösungen beitragen können. Was wir heute bauen, soll nach Möglichkeit eine Rolle in einem zukünftigen, klimaneutralen Energiesystem spielen. Dieses System entwickeln wir aber gerade erst. So weiß heute niemand ganz genau, welche Rolle Wasserstoff im Jahr 2040 spielen wird – wir wissen nur, dass wir ihn benötigen, um ein regeneratives System abzusichern. Die Aufgabe, schon heute langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen, um keine Zeit zu verlieren, ist daher nicht banal. Wir sollten uns daher vor absoluten Gewissheiten hüten und jeden Tag neu darüber nachdenken, ob wir richtig unterwegs sind. Gleichzeitig müssen wir Mut zu Fehlern haben – ohne die Versorgung unseres Landes zu gefährden. Wer schon immer nach Herausforderungen gesucht hat, ist in der Energiebranche also hochwillkommen.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Die Ankündigungen sind in ihrem Kern nicht überraschend, sondern schlicht folgerichtig. Aber die Ankündigung ist nur der erste Schritt. Jenseits dessen gibt es mit Blick auf die überkomplexe Landschaft aus Energiegesetzgebung, Mitbestimmung, Interessenvertretungen, Länderhoheiten sowie regionalen und lokalen Entscheidern Zweifel an der Geschwindigkeit, die notwendig wäre. Unabhängig von Unternehmenszielen muss es eine Richtung geben, mit der notwendigen Klarheit, Umsetzungskompetenz und der Unterordnung von Einzelinteressen unter volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Gesamtinteressen, das wird politischen Mut erfordern.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Im Umfeld der Energiepolitik sollten auf politischer Ebene einige Paradigmen zur Marktliberalität überdacht werden. Dazu zählen die Konzeption der Marktrollen und -aufgaben bei Infrastrukturaufgaben, wie zum Beispiel der Elektromobilität oder der Fähigkeiten rund um dezentrale Energieerzeugung. Nicht in jeder neuen „Aufgabe“, die im Sinne der Energiewende dringend notwendig ist, steckt per definitionem ein freies, selbsttragendes Geschäftsmodell. Die Zeit drängt zu sehr, als dass man darauf warten könnte, ob und wie sich Märkte formen und wie schnell entsprechende Investitionen tatsächlich ins Energiesystem fließen. Der Regulator sollte hier als Förderer und auch Forderer des Umbaus auftreten.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Die Herausforderungen sind vielfältig und betreffen die gesamte Wertschöpfung. Angesichts der bevorstehenden Umbauten, sind die Unternehmen noch nicht in der Breite vorbereitet – weder mit Blick auf Kapazitäten, seitens Investitionen, noch entlang der notwendigen technologischen Fähigkeiten.
Vorreiter können davon profitieren, indem sie relevante Fähigkeiten in den Unternehmen gezielt aufbauen und bündeln. Das wird nicht leicht, denn auch andere Branchen suchen im Rahmen der Industrietransformation nach den gleichen Talenten.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen?
Die Zielrichtung der neuen Regierung ist grundsätzlich erstmal richtig. Entscheidend ist jedoch die Umsetzung. Hierbei sind vor allem Klarheit und Verlässlichkeit in den Rahmenbedingungen gefragt um die wichtigen Zielsetzungen auch wirklich zu erreichen.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Aus unserer Sicht müssen mehrere Themen auf die politische Agenda. Definitiv die Dekarbonisierung im Bestand der Immobilienwirtschaft. Die Zielerreichung wird nicht ohne Förderung klappen. Im Weiteren die Modifizierung §556c Mietrechtänderungsgesetz, welche das Contracting erheblich vereinfachen würde.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Dies ist natürlich eine riesige Chance für die Unternehmen. Denn die Dekarbonisierung klappt nur mit bzw. über die Energieversorgung. Wichtig ist hierbei aus Sicht der Kunden zu denken und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Dies wird definitiv eine große Herausforderung in den nächsten Jahren.
Warum unterstützt Kearney die BDEW-Nachwuchsinitiative?
Seit mehr als 10 Jahren unterstützt Kearney die BDEW-Nachwuchsinitiative auf dem früheren BDEW Treffpunkt Netze und nun auf dem BDEW Kongress. Die jungen High Potentials sind die Zukunft der Energiewirtschaft und für uns ist es eine besondere Motivation, die Entwicklung der jungen TeilnehmerInnen über die Jahre hinweg zu unterstützen und zu verfolgen. Insbesondere freut es mich immer wieder, wenn sich über die Veranstaltungen dauerhafte, unternehmensübergreifende Netzwerke unter den TeilnehmerInnen bilden oder wenn man bei unseren Projekten in den Unternehmen auf gestandene junge Führungskräfte trifft, die man einige Jahre zuvor bei der Nachwuchsinitiative kennengelernt hat.
Was ist in diesem Jahr besonders?
Der gemeinsamen Begegnung vor Ort kommt nach den bisherigen Corona bedingten Ausfällen besondere Bedeutung zu und man sieht klar, dass die persönliche Diskussion und das Netzwerken vor Ort unersetzbar ist. Es ist auch der unternehmensübergreifende Austausch und Blick über den Tellerrand in der letzten Zeit etwas auf der Strecke geblieben.
Welche Themen bewegen die Nachwuchskräfte in diesem Jahr besonders?
Grundsatz-Themen wie die Versorgungssicherheit, die Energiepreisspirale oder die Dekarbonisierung sind im aktuellen Weltgeschehen relevanter denn je und werden auch von den High Potential mit Sorge betrachtet. Auf der anderen Seite ist aber auch das Interesse an den vielfältigen Entwicklungsbereichen rund um Wasserstoff oder die Elektromobilität ungebrochen. Die fundamentalen Veränderungen in der Energiewirtschaft bieten am Ende auch den High Potentials als Neueinsteigern eine Fülle an Chancen für die persönliche Karriereentwicklung.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Die ambitionierten Ankündigungen und Pläne der neuen Regierung sind sehr zu begrüßen. In Anbetracht des Energiebedarfs in Deutschland und Europa und den ehrgeizigen Zielen zur Dekarbonisierung ist jetzt mehr denn je ein rascher Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig. Auch trägt dies wesentlich dazu bei unabhängiger von Rohstoffimporten von Gas und Kohle zu werden und somit die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Die neue Bundesregierung muss jetzt einen klaren Rahmen schaffen und dem privaten und öffentlichen Sektor gezielt Anreize bieten, sich im Kampf gegen die Erderwärmung noch stärker zu engagieren. Um bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden, braucht es tiefgreifende Maßnahmen sektorübergreifend in allen Bereichen der Wirtschaft. Worauf es jetzt ankommt, sind kurzfristige Entscheidungen und Umsetzungen von Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele seitens der Politik, Wirtschaft und den Bürger:innen.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Der Handlungsdruck auf Energie-Unternehmen ist massiv und die Erwartungen der Stakeholder, wie Investoren und Kunden bezüglich der Klimaneutralität sind hoch. Es wird erwartet, dass Energie-Unternehmen entsprechende klimaneutrale Lösungen ihren Kunden anbieten. Dies erfordert einen schnellen Transformationsprozess bei Energie-Unternehmen selbst, aber eröffnet auch neue Geschäftsmodelle und Services. Mit gesamthaften Lösungen zur klimaneutralen Energieversorgung können Kunden langfristig gebunden werden.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne, die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Es geht in die richtige Richtung. Am Ende werden allerdings konkrete Maßnahmen und die Umsetzung entscheidend sein. Die doch sehr verschiedenen Positionen der Koalitionspartner sind hier sicher eine Herausforderung. Mit unserer Plattform Engineering Base wird das Engineering und der Betrieb von Anlagen zur Energie-Erzeugung und -Verteilung auf Basis des digitalen Zwillings signifikant optimiert und beschleunigt. Die Zunahme von Umbau- und Neubau-Projekten stellt somit für AUCOTEC ein großes Geschäftspotential dar. Wir verstehen uns hier als „Key Enabler“ der digitalen Transformation.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Wir brauchen dringend einen Innovations- und Modernisierungsschub bei den Energieversorgungsunternehmen und den zuständigen Behörden. Zwar beginnen diese vereinzelt Digitalisierungskonzepte zu entwickeln, doch die Umsetzung wird die eigentliche Herausforderung. Es sind nicht nur die Technologien, die schnellere und transparentere Prozesse versprechen, die Prozesse selbst müssen sich verändern. Und das noch viel schneller als bisher geplant.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Vor einigen Jahren hatten viele Energieunternehmen noch Angst vor der Disruption, weil sie etablierte Geschäftsmodelle verlieren würden. Inzwischen hat die Branche allerdings verstanden, dass die Chancen für neue Geschäftsmodelle um ein Vielfaches größer sind, vor allen Dingen bei Energiespeichern und der Vernetzung von Energiesystemen. Die größte Herausforderung liegt aus unserer Sicht beim unternehmensweiten Veränderungsprozess von Strukturen, Prozessen und Tools.
Die neue Regierung hat Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Es ist wichtig, diese Ziele zu formulieren und den Ausbau aller Erneuerbaren parallel zu maximieren. Mit beschleunigten Planungs- und Genehmigungsfahren wird die Energiewirtschaft als Treiber der Energiewende ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele sehr viel dynamischer leisten können. Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine haben allerdings akut zu völlig neuen Prioritäten geführt – für die betroffen Menschen an erster Stelle, aber eben auch in der Energiewirtschaft. In dieser Situation sind Alternativen gefragt, die möglichst zeitnah Versorgungssicherheit herstellen.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Heute geht es zuvorderst darum, die unmittelbaren Krisensymptome zu lindern und die Auswirkungen potenzieller Lieferstopps oder -reduktionen abzufedern. Mittelfristig aber wird der Wunsch nach Unabhängigkeit von Energieimporten dem Ausbau der Erneuerbaren einen zusätzlichen Schub geben. Energiepolitik ist damit in das Zentrum politischen Handelns auch auf Bundesebene gerückt.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Energieversorger beziehen auf ihrem Weg zu klimaneutraler Energie auch in der Außenwahrnehmung eine neue Position. Die Transformation der Energiewirtschaft als Ganzes sowie jüngste Erfahrungen mit dem volatilen Markt legen den privaten und industriellen Verbrauchern nahe, Versorgungssicherheit neu zu bewerten. Wir gehen davon aus, dass dies auch ihre Bereitschaft erhöht, eine seriöse, nachhaltige Preisgestaltung mitzutragen.
Der Modernisierungsschub durch Dekarbonisierung hilft den Unternehmen organisationsweit in ihrer Transformation und wird ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Dabei müssen sie eine Reihe von Herausforderungen meistern; Digitalisierung, Kulturwandel und Kundenzentrierung bleiben für die kommenden Jahre die wesentlichen Themen des Managements in der Energiewelt.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen? Erreichen Sie Ihre Unternehmensziele dann voraussichtlich besser?
Die ambitionierten Ausbauziele sind ein wichtiger Schritt zur Dekarbonisierung und damit zu einer klimafreundlichen Zukunft. Die Verfahren müssen dringend vereinfacht werden, um die Energiewende zu beschleunigen. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren braucht es auch mehr Speicherkapazitäten und flexible Verbraucher, um den Bedarf an Flexibilitäten zu erfüllen, den die volatilen Erneuerbaren mit sich bringen. Mit dem wachsenden Anteil an Erneuerbaren verschiebt sich der Handel auch immer stärker in den Intraday, hin zu einem Real-Time Markt. Wir als Volue unterstützen unsere Kunden dabei Flexibilitäten optimal einzusetzen und die Prozesse im Kurzfristhandel zu automatisieren.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Es braucht einen konkreten Plan, wie die Klimaziele erfüllt und gleichzeitig eine Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann.
Dabei sollte der Blick stets dem gesamten System gelten: Sektorenkopplung, ist neben der Digitalisierung und Dezentralisierung ein wichtiger Faktor, um die Dekarbonisierung zu erreichen. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn dezentrale Ein- und Ausspeisung digital bzw. automatisiert gesteuert und optimal genutzt werden kann. Dazu bedarf es entweder neue regulatorische Rahmenbedingungen oder Anreize auf der Verbraucherseite, die über eine Flexibilisierung der steuerlichen Anteile des Strompreises möglich wären. Die Energiewende ist eines der größten Digitalisierungsprojekte aller Zeiten.
Welche Herausforderungen & Chancen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Jede Veränderung bringt auch Chancen mit sich. Auf der einen Seite haben wir immer kleinteiligere, dezentrale Erzeugung und auf der Abnehmerseite ergeben sich durch die Elektrifizierung, u.a. in der Automobilität, mehr Strombedarf aber auch neue Möglichkeiten. Mit dieser Entwicklung wird das Energiesystem vielschichtiger und anspruchsvoller. Der Mensch kann die Komplexität und Datenflut nicht manuell managen. Es braucht einen konsequenten Umbau der Prozess- und Systemlandschaft. Die Energieunternehmen müssen die Energiewende und die damit einhergehende Digitalisierung als Chance nutzen, um sich neu und effizient aufzustellen.
Die neue Regierung hat Ihre Arbeit aufgenommen. Wie beurteilen Sie die Ankündigungen zum Erneuerbaren-Ausbau und die Pläne die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen?
Das Osterpaket legt unter dem Eindruck der Klimakrise und schneller Energiesouveränität Deutschlands fest, dass im Jahr 2035 nahezu 100 % des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen soll. Bei einem angenommenen Bruttostromverbrauch von 750 TWh kann nur ein deutlicher Hochlauf der erneuerbaren Energien – heute bei knapp 240 TWh liegend – dieses Ziel realistisch werden lassen. Das Osterpaket verändert Ausbauraten und Ausbaupfade und legt erste Erleichterungen und Anreize für die Zielerreichung fest. Weitere, insbesondere für das Boostern der Planungs- und Genehmigungsverfahren, sind angekündigt und zwingend notwendig.
Was muss aus Ihrer Sicht ganz oben auf die politische Agenda?
Wir stehen heute vor großen Herausforderungen. Wir wollen treibhausgasneutral sein, in Europa bis 2050. In Deutschland bis 2045. Und in der Energieerzeugung bis 2035. Gleichzeitig verarbeiten wir noch die Folgen der Corona-Pandemie. Und die aktuellen geopolitischen Entwicklungen haben eine Zäsur gesetzt, mit deren ökonomischen Folgen unsere Wirtschaft umgehen muss. Zudem beobachten wir ein verstärktes Ansiedlungsinteresse ausländischer Industrie in Deutschland.
All dies muss eine politische Agenda abbilden, weswegen zentrale Themen sind: Fachkräftemangel, Versorgung der Bevölkerung und Wirtschaft mit Energie, Digitalisierung. Bei alledem eine ideologiefreie Betrachtung der Optionen und Zulassen von Wettbewerb der Ideen, Technologien und Bedarfe. Und natürlich dürfen wir den Anspruch erheben, dass Barrieren und Hemmnisse neu und mit dem klaren Abwägungskriterium „Klimaneutralität“ abgebaut werden. Zu meinen persönlichen Top 3 gehört die richtige Rahmensetzung für den Wasserstoffmarkt. Die bestehenden Gasinfrastrukturen sollten genutzt und die Champagner-Ideologie zu Lasten des Wärmemarktes beerdigt werden.
Welche Herausforderungen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft?
Das Ziel ist klar, der richtige Weg muss gefunden werden. Das ist die Herausforderung. Und man muss Mut und Zuversicht behalten, wenn man sich als Unternehmen gerade eine brandneue Gas-KWK mit Förderbescheid auf den Hof gebaut hat, um die (ursprünglich ebenso geförderte) Braunkohlefeuerung abzulösen, und nun aufgerufen ist, dekarbonisierte Lösungen zu entwickeln (und dafür wieder Förderungen hinterherlaufen muss). Auf der anderen Seite ergeben sich aus Veränderungen – so banal das klingt – immer auch Chancen. Als Anwältin für Energierecht mit einer gewissen Affinität zu politischen Prozessen bekomme ich viele Projekte schon früh auf den Tisch und darf mir ein Bild machen. Ich sehe Prozesse, von denen es vor kurzem hieß, schön, aber rechnet sich nicht. Die Lage entfesselt zudem Innovationen, die mich echt begeistern. Oder nehmen wir die Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsprozesse. Das Thema stand in einigen Legislaturperioden an. Jetzt passiert etwas.
Die neue Regierung hat, Ihre Arbeit aufgenommen. Nützen uns die aktuellen politischen Maßnahmen bei der Erreichung der Klima- und ihrer Unternehmensziele?
Der Koalitionsvertrag bietet eine solide Grundlage, um die Klimavorgaben zu adressieren. Die Umsetzung und Gestaltung der Energiewende hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft stellt einen wesentlichen Eckpfeiler des Koalitionsvertrages dar. Allerdings wird es am Ende, wie so oft, massiv davon abhängen, wie die konkrete operationelle Ausgestaltung durch die Bundesregierung erfolgt. Wir werden die Ausgestaltung durch den Gesetzgeber im Auge behalten und im weiteren Verlauf des Jahres 2022 die einzelnen energiewirtschaftlichen Maßnahmen und Aspekte im Fokus der Digitalisierung bewerten.
In welchen Bereichen sehen Sie den größten Bedarf jetzt Dinge „ZU ERMÖGLICHEN“?
Grundsätzlich müssen alle Themen zur Energiewende aufgesetzt und die regulatorischen Maßnahmen vorliegen um eine zeitnahe Umsetzung in den Feldern, Erneuerbare Energien, Kohleausstieg, Gas-Wasserstoff Technologie, Energieeffizienz sowie Netz-Speicherentwicklung zu gewährleisten. Die Notwendigkeit der Umsetzung auch im Bezug zu digitalen Plattformen und Lösungen müssen geschaffen werden.
Welche Herausforderungen ergeben sich für die Energie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung und der Transformation hin zu einer Klimaneutralen Energiewirtschaft – unter Berücksichtigung von Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit?
Die energiewirtschaftlichen Herausforderungen sind komplex und viele Instrumente in ihrer Steuerungswirkung miteinander verzahnt. Gleichzeitig vernehme ich seitens der Energiewirtschaft den klaren Wunsch an die Politik, jetzt endlich Entscheidungen zu treffen, damit Investitionen nicht länger verzögert werden. Die Marktakteure brauchen Sicherheit, dabei darf nicht der betriebswirtschaftliche Nutzen des Einzelnen oder einer Branche ausschlaggebend sein. Währenddessen ist fraglich, ob die deutschen Energieversorger schon agil und innovationsfähig genug sind, um einer wirklichen Disruption standzuhalten.